Johanna
Und gehen dir die Nerven durch
so lass' getrost sie traben!
Die Mutter, die nie "Scheiße" schreit:
sie lasse sich begraben.
(das Original stammt von Johann Wolfgang von Goethe - "Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt" heißt es in seiner Sentenz zu denen, die sich in diesem Fall begraben lassen können)
Adelheid
's war eine, der's zu Herzen ging
dass ihr das Kind so hinten hing
sie wollt' es anders haben.
So dachte sie: wie fang ich's an?
Ich dreh' mich um, so ist's getan!
Das Kind, das hing ihr hinten.
Sie dreht sich links, sie dreht sich rechts,
es tut nichts Gutes und nichts Schlechts,
das Kind, das hing ihr hinten.
Sie dreht sich wie ein Kreisel fort
es hilft zu nichts, in einem Wort:
das Kind, es hing ihr hinten.
Dann, eines Tages, ließ es den
Rockzipfel los und Mutter steh'n
um eilends zu verschwinden:
seitdem hängt sie ihm hinten.
(das Original "Tragische Geschichte" stammt vom deutsch-französischen Dichter und Naturforscher Adelbert von Chamisso, der von 1781 bis 1838 gelebt hat)
Franziska
Wer schreitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist Frau Köckritz mit ihrem Kind.
Der Knabe hat am Arm 'nen Kratz,
das war der Leon, der Saubratz.
"Mein Sohn, was ziehst du so'n Gesicht?"
"Ich möchte zur Frau Slutmann nicht!
Der Leon hat doch auch'n Kratz!"
"Das nennt man Notwehr, armer Schatz!"
Ach Mutter, liebe Mutter, CHILL!
Im Kühlschrank steht ein Bierchen kühl,
ein Krimi aus der Mediathek -
"DINGDONG", schallt's durch den Amselweg.
Zwei Mütter pflanzen je 1 Veilchen
die Knaben spielen noch ein Weilchen.
(die berühmte Ballade vom "Erlkönig" hat Johann Wolfgang von Goethe im Jahr 1782 verfasst, sie wurde unter anderem von Franz Schubert vertont)
Mörika
Frühling schlingt sein Meterband
hinterrücks um meine Hüfte
die durch Butterplätzchendüfte
zu ganz neuen Ufern fand.
Wenn ich bauchfrei trag'
Unterkiefer knacksen
Horch, von fern ein froher Paukenschlag!
Frühling, ja, du bist's!
Dir bin ich gewachsen!
(Eduard Friedrich Mörike war ein deutscher Lyriker, der bis 1875 gelebt hat. "Er ist's" heißt sein beliebtes Frühlingsgedicht im Original)
Ludmilla
Bei einem Wirte wundermild
da war ich einst zu Gaste,
ein goldner Apfel war sein Schild
an einem langen Aste.
Es war der gute Apfelbaum
bei dem ich eingekehret,
mit süßer Kost und frischem Schaum
hat er mich wohl genähret.
Vor Freude schoss die Milch mir ein
die gab ich meinem Knaben,
von meinem Essen, reich und fein
sollt' er doch auch was haben.
Da stieß einer die Fäuste auf:
Dies sei kein Stall!! Indessen
blieben die andren Gäste still.
Das hab' ich nie vergessen.
(Ludwig Uhland war Dichter, Literaturwissenschaftler, Jurist und Politiker.
Das Original "Einkehr" aus dem Jahr 1811 stammt von ihm)
Claudia
Der Sohn ist ausgegangen,
mit wem wird abgehangen?
Dies ist nicht so ganz klar.
Die Echtzeit-Ortung streiket
der Weinvorrat sich neiget
nie war die Nacht so voll Gefahr
(Das Gedicht Abendlied von Matthias Claudius gehört zu den bekanntesten Werken der deutschen Literatur, es wurde von Johann Abraham Peter Schulz vertont)